Welfencode - Jarre Behrends zweiter Fall by Gmeiner-Verlag

Welfencode - Jarre Behrends zweiter Fall by Gmeiner-Verlag

Autor:Gmeiner-Verlag
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gmeiner-Verlag
veröffentlicht: 2014-01-08T16:00:00+00:00


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Anna Winter war überrascht, als Jarre sie an diesem Sonntagmittag nach ihrem Dienst vor dem Nordstadt-Krankenhaus abholte. Eigentlich hatten sie sich auf einen ruhigen Nachmittag gefreut, dachte sie, und sie war sich daher nicht sicher, ob Jarre es wirklich ernst meinte, als er ihr seine Pläne für den Tag mitteilte. Doch als er am Großen Garten vorbei direkt auf einen der Schnellwege fuhr, die Hannover wie ein großes Netz durchzogen, war ihr klar, dass sie sich von nun an mit jedem Meter von ihrer Wohnung in der Nordstadt entfernten.

Als ihr Freund nach einiger Zeit auf die Bundesstraße 65 Richtung Westen abbog, wusste sie, dass ihre Befürchtungen wahr geworden waren. Jarre war auf dem Weg, um diesen verdächtige Engländer zu interviewen! Sie steckte also ihre Sonnenbrille ins Haar, was für Leute, die sie kannten, ein Alarmzeichen war, und bedachte ihn mit ihrem besten strengen Blick.

»Du willst tatsächlich diesen Stuart-Heini in seinem Rittergut aufsuchen und ihn fragen, ob er Leibniz’ Briefe gestohlen hat?«, fragte sie mit einem Unterton, der als schneidend bezeichnet werden musste.

»Wir besuchen den hochwohlgeborenen Charles Francis Stuart, ganz recht«, erklärte Jarre fröhlich. »Nur ist es nicht sein Rittergut, er verkauft es lediglich.«

»Ich denke, er wohnt da?«

»Das schon … Ich habe gestern Abend George Wilberforce angerufen, der bei der Bank arbeitet, bei der ich während meines Studiums in England ein Konto hatte. Wir haben uns damals näher kennengelernt, und er war sehr hilfreich. Der Name Charles Francis Stuart war ihm nicht unbekannt, und er hat mir erzählt, dass man unter Bankern schon seit einiger Zeit munkelt, dass Stuart aus finanziellen Gründen seine feste Wohnsitze aufgegeben habe und seither immer in den Objekten wohne, die er verkauft. Bestimmt ist das eine gute Masche, um Geld zu sparen, das er danach für seine katholischen Zwecke einsetzen kann.«

Anna fand diese Bemerkung nicht sehr witzig, sie verfolgte andere Gedanken. »Und wie willst du die Sache mit den Briefen angehen? Du wirst ihn nicht einfach fragen wollen, ob er sie gestohlen hat, oder?«

»Nein. Vielleicht finde ich mehr heraus, indem ich vorgebe, selbst Sammler zu sein.«

Anna schüttelte entsagungsvoll den Kopf. »Das klingt alles nicht wie ein voll ausgereifter Plan.«

»Ich möchte ihn mir zumindest einmal ansehen«, beschwerte sich Jarre, der dazu neigte, jede Idee bereits als Plan zu betrachten. Genau mit dieser Begründung hatte er sich für heute Nachmittag mit Charles Stuart verabredet. Er hatte ihm eingeredet, dass er ein Rittergut besichtigen wolle, da er sich überlege, einen Landsitz zu kaufen. Tatsächlich hatte die kultivierte, eiskalte Stimme am anderen Ende ohne weitere Umstände einem Treffen zugestimmt, damit Jarre das Gut besichtigen konnte, das Stuart gerade für einen Mandanten betreute, wie er sich ausdrückte.

»Das ist also wirklich dein ganzer Plan?«, staunte Anna. »Da hingehen und so tun, als wolltest du ein Haus kaufen? In der Hoffnung, dass du zufällig einen Beweis findest, dass Stuart ein Dieb ist?«

»Sicher.« Jarre klang sehr zuversichtlich. »Ich gebe den reichen Snob, der Stuart etwas abkaufen will, und du siehst in diesem wunderbar kurzen Rock hinreißend aus. Wir geben ein perfektes Bild ab. Den Rest improvisieren wir.



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